Für das Verständnis des menschlichen Bewusstseins und der Natur spielt aus Schellings sicht die Unendlichkeit eine zentrale Rolle. Schelling betrachtet das Bewusstsein als dynamischen Prozess, der durch die ständige Wechselwirkung von endlichem und unendlichem Streben gekennzeichnet ist. Das Ich strebt nach vollständiger Selbst-Erkenntnis und Selbst-Bewusstsein, was es jedoch nie vollständig erreichen kann, da dieses Ziel im Unendlichen liegt. Die Natur, als Manifestation des Absoluten, ist ebenfalls ein unendlicher Prozess der Selbstoffenbarung. Sie entfaltet sich kontinuierlich und zeigt das Streben nach Vollendung und Perfektion. Diese Dialektik zwischen Endlichem und Unendlichem spiegelt sich in der Kunst wider, die für Schelling der höchste Ausdruck des transzendentalen Idealismus ist. In der Kunst wird das Unendliche durch die endliche Form symbolisch dargestellt, was eine tiefere Verbindung zwischen dem Subjekt und dem Absoluten ermöglicht.

Schellings „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ untersucht die Natur als lebendigen, dynamischen Prozess, in dem das Absolute zur Erscheinung kommt. Er verbindet die Naturphilosophie mit dem transzendentalen Idealismus, indem er die Natur als organisches Ganzes betrachtet, das sich selbst organisiert und entfaltet. Schelling sieht die Natur nicht als mechanisches System, sondern als ein System, das von inneren Kräften und einem schöpferischen Prinzip durchdrungen ist. Er postuliert, dass die Natur und der Geist zwei Seiten derselben Realität sind und strebt danach, ihre Einheit zu zeigen. Diese Philosophie betont die Wechselwirkung zwischen dem Bewusstsein und der Natur, wobei die Natur als sichtbarer Geist und der Geist als unsichtbare Natur verstanden wird. Durch diese Perspektive versucht Schelling, die Kluft zwischen Subjekt und Objekt zu überwinden und eine ganzheitliche Sicht auf die Realität zu bieten.