Individualität

Søren Kierkegaard

Entweder - Oder

In Søren Kierkegaards „Entweder – Oder“ wird der Begriff der Individualität durch die Unterscheidung zwischen ästhetischer und ethischer Existenzweise verdeutlicht. Die ästhetische Lebensweise, geprägt von Vergnügen und Oberflächlichkeit, führt oft zu Leere und Verzweiflung. Die ethische Existenzweise hingegen betont Verantwortung, Verpflichtung und moralische Werte, wodurch ein tieferer Lebenssinn entsteht.

Individualität erfordert bewusste Entscheidungen und Selbsterkenntnis, die zur Selbstverwirklichung und Authentizität führen. Kierkegaard betont die Subjektivität der menschlichen Existenz, bei der jeder seinen eigenen Weg finden muss. Verzweiflung, die aus der Oberflächlichkeit resultiert, kann als Anstoß dienen, um nach einem authentischen Leben zu streben. Der Übergang zur ethischen und letztlich religiösen Existenzweise, der höchste Form der Individualität, erfordert einen „Sprung des Glaubens“ – einen radikalen, nicht rational begründbaren Schritt in ein Leben des Glaubens und innerer Verpflichtung.

Kierkegaard, S. (1842). Entweder – Oder.

Søren Kierkegaard

Der Begriff Angst

In Søren Kierkegaards „Der Begriff Angst“ wird Angst als zentrales Element der menschlichen Existenz analysiert. Kierkegaard unterscheidet zwischen Angst und Furcht, wobei Angst als ein Gefühl beschrieben wird, das aus der menschlichen Freiheit und der Möglichkeit des Wählens resultiert. Diese Angst ist nicht an spezifische Objekte gebunden, sondern entsteht aus der Erkenntnis der unendlichen Möglichkeiten, die das Leben bietet.

Ein wesentlicher Aspekt ist die Unterscheidung zwischen der „ängstlichen Möglichkeit“ und der „sündhaften Möglichkeit“. Kierkegaard argumentiert, dass die Erfahrung von Angst ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Selbstwerdung und zum Verständnis der eigenen Freiheit ist. Die Angst zeigt dem Individuum die Tiefe seiner Freiheit und die damit verbundene Verantwortung.

Zudem thematisiert Kierkegaard die Rolle der Erbsünde und sieht in der Angst eine Bedingung, die es dem Menschen ermöglicht, sich seiner eigenen Existenz und der Möglichkeit der Sünde bewusst zu werden. Insgesamt betrachtet Kierkegaard die Angst als notwendige Bedingung für die ethische und spirituelle Entwicklung des Individuums.

Kierkegaard, S. (1844). Der Begriff Angst. Europäische Verlagsanstalt.

Søren Kierkegaard
Quelle: Philosophie des 19.Jahrhunderts
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