Balancieren

Eugen Fink

Oase des Glücks

Eugen Finks Aufsatz „Oase des Glücks“ betrachtet das Spiel als eine wesentliche Form menschlichen Daseins und nicht nur als bloße Abweichung vom ernsten Leben. Er betont die eigenständige Wirklichkeit und Logik des Spiels, das eine einzigartige Existenzform darstellt. Ein zentrales Merkmal des Spiels ist seine Ambivalenz: Es bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Ernst und Nicht-Ernst, Realität und Fiktion, was ihm seine besondere Bedeutung verleiht.

Fink hebt die spezielle zeitliche Struktur des Spiels hervor, die sich von der alltäglichen Zeit unterscheidet. Im Spiel entsteht eine eigene Zeitlichkeit, geprägt von der Gegenwart und dem Moment, was eine Art „zeitlose Zeit“ schafft. Außerdem zeigt er die Verbindung des Spiels zu Ritualen und Mythen auf, da das Spiel deren strukturelle Elemente übernimmt und existenzielle Fragen auf spielerische Weise verhandelt.

Im Spiel findet der Mensch eine „Oase des Glücks“ und erlebt Freiheit und Selbstvergessenheit. Es bietet eine vorübergehende Befreiung von den Zwängen des Alltags und einen Raum zur Selbstneuerfahrung. Fink verleiht dem Spiel eine tiefere existenzphilosophische Bedeutung, indem er es als Möglichkeit betrachtet, die menschliche Existenz zu reflektieren und zu verstehen. Das Spiel offenbart grundlegende Aspekte des menschlichen Lebens und der menschlichen Freiheit.

Fink, E. (1957). Oase des Glücks. Verlag Karl Alber.

Harald Fritzsch

Die verbogene Raumzeit

Fritzsch erklärt in diesem Buch unter anderem, dass das Vakuum nicht leer ist, sondern voller quantenmechanischer Aktivitäten. Diese Aktivitäten werden durch die Dirac-Formel beschrieben, die zeigt, dass Elektronen und Positronen (die Antiteilchen der Elektronen) spontan aus dem Vakuum entstehen und wieder verschwinden können. Dieses Phänomen wird als „Vakuumfluktuationen“ bezeichnet.

In seinem Buch geht Fritzsch auf die Bedeutung dieser Fluktuationen für die moderne Physik ein. Er erläutert, dass diese virtuellen Teilchenpaare wichtige Rollen in verschiedenen physikalischen Prozessen spielen, wie zum Beispiel in der Wechselwirkung zwischen realen Teilchen und in der Erklärung der Feinstrukturkonstante.

Durch die Betrachtung der Dirac-Gleichung zeigt Fritzsch, wie das Vakuum als Quantenfeld verstanden werden kann, das ständig in Bewegung ist und aus dem Teilchen und Antiteilchen hervorgehen. Diese Sichtweise hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Verständnis von Raum und Zeit, da sie darauf hinweist, dass das Vakuum eine dynamische Struktur ist, die das Verhalten von Materie und Energie im Universum beeinflusst.

Fritzsch, H. (1996). Die verbogene Raum-Zeit. Piper.

James Bridle

Die unfassbare Vielfalt des Seins

In „Die unfassbare Vielfalt des Seins“ erweitert Bridle den Begriff der Natur, indem er die traditionellen Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem sowie zwischen Menschlichem und Nichtmenschlichem auflöst. Er argumentiert, dass Natur nicht nur das außerhalb des Menschlichen Liegende umfasst, sondern ein umfassendes Netz von Beziehungen und Interaktionen ist, das auch menschliche Technologien und Eingriffe einschließt.

Bridle zeigt, wie Technologien tief in natürliche Prozesse und Ökosysteme eingebettet sind, was die Interdependenz von technologischen und natürlichen Systemen verdeutlicht. Er diskutiert verschiedene Formen nichtmenschlicher Intelligenz, einschließlich tierischer und pflanzlicher Intelligenz, und fordert ein erweitertes Verständnis von Intelligenz und Bewusstsein. Diese Perspektive betrachtet Intelligenz als weit verbreitet in der Natur.

Natur soll als dynamisches und vernetztes System betrachtet werden, das nicht klar in Kategorien unterteilt werden kann. Bridle plädiert für eine inklusivere Perspektive auf Natur, die alle Lebensformen und ihre Interaktionen einschließt. Diese Sichtweise hebt die Trennung zwischen Mensch und Natur auf und erkennt die menschliche Verantwortung, im Einklang mit diesen Systemen zu leben.

Bridle, J. (2023). Die unfassbare Vielfalt des Seins. C.H.Beck.

Nāgārjuna

Die Philosophie der Leere

In ihrem Buch „Die Philosophie der Leere“ untersuchen Weber-Brosammer und Back Nagarjunas Konzept der abhängigen Entstehung im Kontext seiner Interpretation buddhistischer Basistexte. Nagarjuna, ein bedeutender buddhistischer Denker des 2. Jahrhunderts, betont, dass alle Phänomene (dharmas) in einem Zustand wechselseitiger Abhängigkeit existieren. Dies bedeutet, dass nichts unabhängig oder isoliert existiert, sondern in ständiger Beziehung zu anderen Phänomenen steht. Diese wechselseitige Abhängigkeit führt zur Leerheit (Śūnyatā) aller Dinge, was bedeutet, dass sie keine intrinsische oder absolute Existenz haben. Phänomene entstehen nicht durch isolierte Ursachen, sondern durch komplexe Netzwerke von Ursachen und Bedingungen. Diese Einsicht in die abhängige Entstehung hebt die Nicht-Selbständigkeit (Anātman) der Phänomene hervor und widerspricht einem festen Verständnis von Ursache und Wirkung.

Nagarjuna nutzt dieses Konzept, um die Natur der Realität zu erklären und betont, dass das Verständnis der abhängigen Entstehung zur Überwindung von Illusionen über permanente Substanzhaftigkeit führt. Durch seine Philosophie lädt er dazu ein, die Welt in ihrer dynamischen und veränderlichen Natur zu verstehen, was ein zentrales Thema in der buddhistischen Praxis und Erkenntnis ist.

Weber-Brosammer, B., & Back, D. M. (2005). Die Philosophie der Leere – Nāgārjunas Übersetzung des buddhistischen Basistextes. Harrassowitz Verlag.

Gilles Deleuze

Difference and Repetition

In „Difference and Repetition“ stellt Gilles Deleuze die Differenz ins Zentrum seines Denkens und betont, dass die Realität durch ständiges Werden und Wandeln geprägt ist. Anstatt auf statische Identitäten zu setzen, sieht er die Welt als einen Prozess der Veränderung, in dem alles durch Differenz und Beziehungen existiert. Er unterscheidet zwischen allgemeiner und eigentlicher Wiederholung, wobei letztere qualitative Unterschiede und Neuheiten hervorbringt.

Deleuze spricht von Intensitäten, um die inneren Unterschiede und Spannungen innerhalb eines Systems zu beschreiben, und von Faltungen, um die komplexe Mehrdimensionalität der Realität darzustellen. Diese Konzepte zeigen, wie verschiedene Ebenen und Strukturen ineinander übergehen und neue Formen und Verbindungen schaffen. Zudem vertritt er die These der Univokation des Seins, wonach das Sein in seiner Vielfalt und Differenz durch eine einheitliche Weise des Seins ausgedrückt wird, ohne eine zugrunde liegende Substanz zu besitzen.

Ein zentrales Element in Deleuzes Philosophie ist die kreative Produktion, die besagt, dass die Realität ein fortlaufender kreativer Prozess ist, der ständig Neues hervorbringt. Diese Sichtweise lehnt die Vorstellung fester, unveränderlicher Einheiten ab und betont stattdessen die dynamische und schöpferische Natur der Existenz.

Deleuze, G. (1968). Difference and Repetition. Bloomsbury Academic.

Baruch de Spinoza

Ethik

Spinoza gibt in seiner Ethik neben der pantheistischen Weltsicht auch tiefe Einblicke in seine Vorstellungen vom Ursprung von Bewegung und Freiheit. Für ihn ist der Conatus ein zentrales Prinzip, das das Streben jedes Dinges beschreibt, in seiner Existenz zu verharren und seine eigene Macht zu bewahren. Dieses Streben ist für alle Dinge, belebt oder unbelebt, fundamental. Für den Menschen bedeutet der Conatus das Streben nach Selbsterhaltung, einschließlich körperlichem Überleben und psychischem Wohlbefinden.

Spinoza erklärt, dass unsere Affekte aus dem Conatus entspringen. Positive Affekte fördern unsere Selbsterhaltung, während negative sie beeinträchtigen können. Freiheit bedeutet für ihn nicht die Abwesenheit von äußerem Zwang, sondern das Handeln gemäß der eigenen Natur und Vernunft. Ein Mensch ist frei, wenn er aus Einsicht und Verständnis handelt, anstatt aus blindem Affekt oder äußerem Zwang.

Spinoza, B. (1677). Ethik. CreateSpace.

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Ergänzende Quellen

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