Bauberger, S. (2018). Was ist die Welt? W.Kohlhammer.


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In der Entwicklung der Elementarteilchenphysik (sowie in anderer Weise in der Allgemeinen Relativitätstheorie, vgl. Abschnitt 3.2), ergab sich aber dann, dass der Raum selbst Träger von Eigenschaften ist. (Gut dargestellt in Fritzsch, 1996, 75-97.)

 

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Das Vakuum bildet in diesem Sinn so etwas wie einen Hintergrund, vor dem sich die Materie bewegt und mit dem die Materie in Wechselwirkung tritt.

 

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Auf S. 38 wurde schon erklärt, dass das Higgsfeld spontan im leeren Raum entsteht. Dieser ist also durchzogen mit diesem Hintergrundfeld, und damit einem Zustand negativer Energie. Viele kosmologische Theorien gehen davon aus, dass die Materie aus dieser Energie bzw. aus vergleichbaren Mechanismen entstanden ist. Man kann also sagen: Aus dem leeren Raum entsteht spontan etwas, nämlich ein Vakuumzustand mit negativer Energie und dazu die Materie, die diese negative Energie gerade wieder kompensiert.

 

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In philosophischer Sprache ausgedrückt, kann man sagen, dass das Vakuum eine immer vorhandene Potenz hat, Teilchen hervorzubringen. Das Vakuum ist nicht nur ein leerer Raum, in dem sich Teilchen bewegen, sondern es hat selbst Eigenschaften, es tritt in Wechselwirkung mit den Teilchen und den Kraftwirkungen, die sich durch dieses Vakuum bewegen.

 

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Ein weiterer Fragenkomplex betrifft die Entstehung von Materie aus dem Nichts. Im Unterschied zu den referierten Theorien über den Anfangszustand des Kosmos, die sehr hypothetisch sind, ist die Entstehung von Materie ziemlich plausibel zu erklären. Zur Veranschaulichung der betreffenden Theorie kann man von der Formel Einsteins ausgehen, die die Äquivalenz von Masse und Energie ausdrückt (E = mc2, vgl. oben). Wenn im Universum irgendwie Energie entsteht, kann daraus Materie hervorgehen. Diese Energie kann nun dadurch „auftauchen“, dass sie durch andere, negative Energie ausgeglichen wird. Der Begriff der negativen Energie bedarf einer Erläuterung. Das wichtigste Beispiel ist ein Bindungszustand von zwei oder mehreren Teilchen. Zum Beispiel sind in einem Heliumatomkern zwei Protonen und zwei Neutronen gebunden. Diese Bestandteile wiegen nun einzeln, wenn man ihre Massen zusammenzählt mehr als der gesamte Atomkern. Der Massendefekt im Atomkern ist die Bindungsenergie, die frei wird, wenn die Bestandteile zu einem Heliumkern verschmelzen. (Dieser Prozeß ist die Energiequelle der Sonne.) In diesem Sinn ist Bindungsenergie negative Energie: Durch die Bindung entsteht Energie, die nach außen abgegeben wird. Diese Bindungsenergie, insbesondere die Energie durch die gravitative Bindung, ist eine mögliche Erklärung für einen Überschuss an positiver Energie, der in Materie umgewandelt wird (Internet-Anhang, Bindungsenergie).