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Homer und der Polytheismus

Homer

Odyssee

Der lebendige Polytheismus des alten Griechenlands ist die treibende Kraft in Homers Erzählung. Die Götter greifen aktiv in das Leben und die Abenteuer des Protagonisten Odysseus ein. Beispielsweise ist Athene eine ständige Unterstützerin von Odysseus, die ihm mit Ratschlägen und Schutz beisteht. Poseidon hingegen, der Meeresgott, ist ihm feindlich gesinnt und erschwert seine Heimkehr aufgrund der Blendung seines Sohnes Polyphem. Die Götter repräsentieren verschiedene menschliche Tugenden und Schwächen. Die „Odyssee“ gibt Einblicke in die religiösen und kulturellen Praktiken der antiken Griechen. Opfergaben, Gebete und Rituale zu Ehren der Götter sind wesentliche Elemente des täglichen Lebens und spiegeln den Glauben an die Allgegenwart und Macht der Götter wider. Die Götter dienen als moralische Instanzen, die Belohnungen und Strafen austeilen. Naturphänomene und unerklärliche Ereignisse werden als Manifestationen göttlicher Macht verstanden.

Homer. (600 B.C.E.). Odysee. Anaconda.

Tim Whitmarsh

Battling the Gods - Atheism in the Ancient World

Herausragende Merkmale des griechischen Polytheismus waren seine Vielfalt und seine Flexibilität. Die Griechen verehrten zahlreiche Götter, die oft lokal unterschiedliche Formen und Namen hatten. Diese Vielfalt erlaubte es, dass religiöse Praktiken und Überzeugungen sich an lokale Traditionen und Bedürfnisse anpassen konnten, was zur Stabilität und Akzeptanz der Religion beitrug. Religiöse Rituale und Feste spielten eine zentrale Rolle im sozialen Leben der Griechen. Whitmarsh betont, dass diese gemeinschaftlichen Aktivitäten nicht nur der Verehrung der Götter dienten, sondern auch soziale Kohäsion und Identität stärkten. Durch gemeinsame Rituale und Opfergaben wurden Gemeinschaftsgefühle gefördert und gesellschaftliche Normen und Werte bestätigt. Philosophen wie Xenophanes und später die Sophisten stellten die anthropomorphen Darstellungen der Götter und die moralischen Implikationen dieser Darstellungen in Frage. Diese kritischen Stimmen waren Teil einer lebendigen intellektuellen Tradition, die auch Raum für Zweifel und atheistische Gedanken bot.

Whitmarsh, T. (2016). Battling The Gods – Atheism in the Ancient World. Faber&Faber.

Karl Kerényi

Die Mythologie der Griechen

Kerényi beschreibt in seinem Buch die Vielseitigkeit und Flexibilität des griechischen Polytheismus. Die Götter wurden in unterschiedlichen Regionen und Gemeinschaften verschieden verehrt und dargestellt, was eine reiche Vielfalt an Mythen und Kulten hervorbrachte. Diese Vielfalt erlaubte den Griechen, ihre religiösen Praktiken an lokale Bedürfnisse und Traditionen anzupassen. Die Rolle der Mythen wird als eine Art symbolische Sprache gedeutet, die den Menschen half, die Welt und ihre Erfahrungen zu verstehen. Die Mythen vermittelten nicht nur religiöse, sondern auch moralische und kulturelle Werte und dienten als Leitfaden für das menschliche Verhalten. Der griechische Polytheismus ist ein dynamisches und integrales System, das die natürliche Welt, die Gesellschaft und die menschliche Psyche in einer kohärenten mythologischen Struktur verbindet.

Kerényi, K. (1997). Die Mythologie der Griechen. Klett-Cotta.

The Odyssey Explained in 25 Minutes
Quelle: The Life Guide
Youtube: 29:44

Sappho, Hesiod, Homer & Co. Mythologie der Antike
Quelle: David Johann Lensing
Youtube: 7:08

Greek Mythology Family Tree
Quelle: UsefulCharts
Youtube: 14:39

Ergänzende Quellen

Burckhardt, J. (1897). Griechische Kulturgeschichte – Alle 4 Bände. Jazzybee Verlag.
Dreyfus, H., & Kelly, S. D. (2011). All Things Shining. Free Press.
Dunbar, R. (2022). How Religion Evolved and why it Endures. Penguin Randomhouse UK.
Homer. (600 B.C.E.). Odysee. Anaconda.
Kastner, A. Hrsg. (2022). Griechische Mythologie. Kindle.
Kerényi, K. (1997). Die Mythologie der Griechen. Klett-Cotta.
Pleger, W. H. (560 B.C.E.). Die Vorsokratiker. Metzler.
Whitmarsh, T. (2016). Battling The Gods – Atheism in the Ancient World. Faber&Faber.